Zertifizierung 2023

Warum lassen wir uns zertifizieren?

Zertifizierungen sind in der Regel mit viel Arbeit verbunden. Es bedarf viel Zeit und zusätzlichen Aufwand zum regulären pädagogischen Alltag. 

Trotzdem sehen wir die intensive Auseinandersetzung mit unseren Schwerpunkten als wichtig und erstrebenswert. Hierbei geht es um das Erlangen einer Haltung, die unsere Arbeit beeinflusst.

Eine Zertifizierung ist ein Qualitätsmerkmal und bietet für alle  Sicherheit, Struktur und Orientierung. 

Die eigene Arbeit stetig zu reflektieren und sich stetig weiter zu entwickeln sind dem Team in der Kindertatesstätte St. Konrad sehr wichtig. 

Am Ende lohnt sich der zusätzliche Aufwand und ist ein großer Gewinn!

Kindertagesstätte St. Konrad ist "Eine Welt Kita" und erhält die Re-Zertifizierung zur "reggio-inspirierten Kindertagesstätte"

Das Team

Wir sind eine katholische Einrichtung. Die Basis bildet unser katholisches Leitbild und Profil, mit einer ganz klaren Werteorientierung und Haltung. Gerade dieses ermöglicht uns die Auseinandersetzung mit dem Thema Bildung nachhaltiger Entwicklung und der Reggio-Pädagogik. Diese Themen ergänzen sich perfekt. Denn beide Themen setzen eine offene Grundhaltung gegeüber Menschen und der Welt voraus.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele bilden neben der Reggio Pädagogik und Inklusion eine Grundlage der Pädagogik in der Kita St. Konrad. Die Ressourcen der Welt sind endlich und das sollen Kinder von Anfang an mit auf dem Lebensweg nehmen. Im Rahmen zur Qualifizierung zur "Eine Welt Kita" befassten sich sowohl das Team, als auch die Kinder intensiv mit den Themen der Nachhaltigkeit. Dies konnte beim Zertifizierungsporzess, der ca. 1,5 Jahre dauerte, durch Fortbildungen, Bildung einer Nachhaltigkeits AG und weitere verschiedene Maßnahmen erreicht werden. Dabei stellten wir fest, dass Vieles schon sehr gut umgesetzt wurde und trotzdem ist es sehr wichtig und bereichernd den Alltag nochmals mit der "Nachhaltigkeitsbrille" zu durchleuchten. So gab es doch einige Veränderungen:

Hier einige Beispiele:

- Tägliches Angebot der "Gesunden Brotzeit" (in Kooperation mit dem Schacherbauerhof, Biohof Lecker, dem Kaffee- und Brothaus, der Alztaler Hofmolkerei, dem Unverpackt Laden in Neuöttig)

- Anlegen eines Naschgartens in Kooperation mit den Stadtgärtnern

- Selbstverpflegung durch Verarbeitung von Früchten und Gemüse

- Wöchentlicher Besuch und Einkauf auf dem Wochenmarkt mit den Kindern

- Erweiterung der Ausstattung kultursensiblen Spielzeugs

- Anschaffung eines Kindergartenfahrrads (Fundrad für Mitarbeiter) mit Unterstützung der Stadt Burghausen

- Schaffen von Bewusstsein für viele kleine alltägliche Dinge, bei denen wir nachhaltiger leben können

Einige Ideen befinden sich gerade noch in der Planung und Umsetzung.

Herr Weiß/Frau Pronold

Am 30.01.2023 fand die große Übergabe der Zertifikate bei uns im Kindergarten statt. Neben der besonderen Auszeichnung zur "Eine Welt Kita" durch das "Eine Welt Kita Netzwerk e. V. Bayern", vertreten durch Frau Schurse, erhielt die Kindertagesstätte erneut das zertifikat "Reggio-inspirierte Kindertagesstätte". Seit vielen Jahren bildet diese Pädagogik die Basis für den pädagogischen Alltag. 

Herr Prof. Dr. Tassilo Knauf beschreibt die langjährige Zusammenarbeit in seiner Laudatio wie folgt:

"Liebe Claudia,

liebe Maria, Maria Brams,

lieber Maximilian,

liebes Team der Kita St. Konrad,

sehr geehrter Herr Pfarrer,

verehrter Herr Bürgermeister, 

liebe Vertreter des Diözesan-Caritasverbandes Passau,

liebe Elternverteter,

liebe Gäste,

 

Mit der Kita St. Konrad verbindet mich rund ein Vierteljahrhundert der Begleitung und Zusammenarbeit. an so manche Ereignisse kann ich mich erinnern:

Vor allem an die Ausstellung mit Projektdokumentationen aus den Krippen und Kitas in Reggio Emilia im Jahr 2004, verbunden mit einer Fachtagung, auf der renommierte Fachverteter:innen aus Deutschland und Italien referierten.

Die Stadt Burghausen hat Ausstellung und Fachtagung damals wunderbar unterstützt. Die Vorträge ergänzten die eindrucksvollen Bilder, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen, die mit großer Fantasie, aber ebenso mit intensiver Beobachtungsgabe die Kinder aus Reggio erstllt hatten. 

Konkret wurde hier die Vorstellung von einem Kind, das mit wachen Sinnen, vielen Fragen, Vermutungen und Überzeugungen die Lebewesen und Gegenstände seiner Umwelt wahrnimmt und in seine Gedanken- und Gefühlswelt einbezieht.

Sichtar wurde hier das Kind als Konstrukteur seiner Persönlichkeit, seiner Kompetenzen, seiner Interessen und Handlungsantriebe. Und nachvollziehbar wurde hier die veränderte Pädagog:innenrolle, wie sie in Reggio seit den 70er Jahren vorgelebt wurde:

Die Erzieherin konzentriert sich auf das zuhörende und beobachtende Begleiten der Kinder, sie schenkt den Kindern Aufmerksamkeit und weiß daher, dass manch ein Kind Impulse und Ermunterung, vielleicht auch mal eine klare Ansage braucht, während ein anderes kind sich eher Freiräume zum Experimentieren und selber Ausporbieren wünscht. 

Ausstellung und Fachtagung haben in Burghausen Wirkungen entfaltet: Wenige Jahre nach der großen Reggio-Ausstellung erhielt die Kita St. Konrad ein neues Gebäude, inspiriert vom ästhetischen Geist der Reggio-Pädagogik; das war der Stadt und der Pfarrgemeinde wichtig. Das Gebäude zeichnet sich durch Transparenz aus: Es ist offen zur natürlichen und sozialen Umwelt, und offen nach innen.

Gruppen- und Funktions- oder Themenräume liegen nebeneinander, Kinder können so die Räume aufsuchen, an denen sie am besten ihre selber gefassten Handlungspläne umsetzen können. 

Kinder lernen so, wie man erfolgreich eine Verbindung zwischen eigenen Ideen, Atktionen und Handlungserleb-nissen herstellen kann. Sie lernen, dass es sich lohnt genaues Hinschauen, Gedanken und praktisches handeln zu verknüpfen. Und sie werden hierbei damit belohnt, dass ihr Tun in "sprechenden Wänden" widergespiegelt wird und dadurch Beachtung und Würdigung erfährt.

Der Kita-Neubau enthält deshalb neben der Öffnung nach draußen genügend Wandflächen, um Wanddokumentationen zu präsentieren. Diese Dokumentationen wenden sich an die Kinder, die sich hier wiederentdecken, aber ebenso an die Eltern, die wissen wollen, was im Kita-Alltag abläuft und was ihre Kinder da so machen, sowie an die pädagogischen Fachkräfte.

Der Kita-Neubau

- ist eingebettet in den Natur- und Sozialraum,

- bietet Kindern eine Vielfalt mit speziellen Materialien ausgestatteter Aktionsräume,

- spiegelt wertschätzend die Aktionen der Kinder wider und ist

- schließlich eine Architektur, die mit Licht und Schatten, Farben, interessanten Objekten, Weiträumigkeit, aber auch intimen Räumlichkeiten den Kindern Wohlfühlen und Wohlbefinden vermittelt.

Hier können Kinder ihre "100 Sprachen" der Weltauseinandersetzung und des Selbstausdrucks entfalten und in der Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen ihre Interessen und Fähigkeiten entwickeln. 

Dies sind alles Elemente, Herstücke der Reggio-Pädagogik, wie sie sich vor einem halben Jahrhundert im norditalienischen Reggio Emilia herauskristallisierten.

Die Reggio-Pädagogik prägt damit auch das Profil der Kita St. Konrad. Dieses Profil ist klar und anspruchsvoll.

Es unterscheidet sich von traditionellen Mustern der Kindergartenpädagogik. Es konnte aber auch die Erfahrung gemacht werden , dass - nach Momenten des Umdenkens - das Profil verstanden und von den Fachkräften als etwas Positives wahrgenommen und begrüßt wird. 

Als ich mit der Leiterin, Frau Claudia Pronold, telefoniert habe und sie fragte: "Habt ihr auch die hohe Arbeitsbelastung und Berufsunzufriedenheit der Fachkräfte, den starken Personalwechsel und Personalmangel, wie er beinahe täglich von den Medien berichtet und beklagt wird." 

Claudia antwortete zeimlich klar - so habe ich es in Erinnerung - und dafür danke ich ihr. Sie sagte: "Das haben wier viel weniger. Denn wir haben ja ein klares pädagogisches Profil. Das gibt den Kolleg:innen einen eindeutigen Rahmen für ihre Arbeit. Einen Rahmen, der den Kolleg:innen eine positive Orientierung für ihre tägliche Arbeit und eine Identifikation mit ihrer Arbeit vermittelt."

Das soll auch in Zukunft so sein. Das wünsche ich dem Team, den Kindern, ihren Familien und dieser schönen Einrichtung, dei weiterhin ein Magnet, ein Leuchtturm für gelingende Frühpädagogik sein soll. 

Dafür erhalten Sie, erhaltet ihr diese Urkunde über eure Inspiration durch die Bildungsphilosophie aus Reggio-Emilia.

Dafür herzlichen Glückwunsch und alles erdenklich Gute für die kommenden Jahre!

Und ich wünsche dem Team der Kita St. Konrad, natürlich inklusiv Leitung, dass es weiterhin gelingt, mit Leidenschaft, Freude und Ausstrahlung Reggio zu leben."

Prof. Dr. Tassilo Knauf

Prof. Dr. Tassilo Knauf
"Prof. Dr. Knauf studierte Erziehungswissenschaft, Philosophie, Vor- und Frühgeschichte und Kunstgeschichte und promovierte zum Dr. phil.
Zu Beginn der 70er Jahre orientierte Knauf sich zunehmend in der Pädagogik, arbeitete an Rahmenplänen mit und verfasste zusammen
mit anderen Autoren Schulbücher für den Grundschulbereich. Von 1981 bis 2009 war er als Hochschullehrer in Essen tätig.Prof. Dr. Tassilo Knauf gehört im Bereich der Pädagogik der Frühen Kindheit zu den Pioinieren im deutschsprachigen Raum.In verschiedenen Praxisprojekten hat er in und mit Kindertageseinrichtungen Konzept- und Qualitätsentwicklungen durchgeführt.Die Verbreitung des Ansatzes der Reggio-Pädagogik hat er durch Veröffentlichungen in Deutschland maßgeblich vorangebracht.Tassilo Knauf ist Mitbegründer des Vereins Dialog Reggio, der sich mit Ausstellungen, Veröffentlichungen und Fortbildungen fürdie Verbreitung der Reggio-Pädagogik in Deutschland einsetzt."
Quelle: Wikipedia